Hilfe, mein Tier blutet. Was tun, wenn das Haustier verletzt ist und blutet?

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Hilfe, mein Tier blutet. Was tun, wenn das Haustier verletzt ist und blutet?

6 Min. Lesezeit
von PfotenSOS-Team
Aktualisiert: Juni 2025

Dieser Artikel erklärt Schritt für Schritt, wie Sie reagieren sollten, wenn Ihr Haustier verletzt ist und blutet – von Erster Hilfe über die Einschätzung der Wunde bis zur tierärztlichen Versorgung. Für Notfälle und zur Vorbereitung geeignet. 🐾

Was tun, wenn das Haustier verletzt ist und blutet? 🩹

Ein blutendes Haustier ist für jede Halterin und jeden Halter ein Schockmoment. Ob durch einen Unfall, eine Bissverletzung oder eine Schnittwunde – Blutungen können je nach Art und Intensität lebensbedrohlich sein. In solchen Situationen ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren, gezielt Erste Hilfe zu leisten und schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen.

In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie tun können, wenn Ihr Haustier verletzt ist und blutet – mit praktischen Sofortmaßnahmen, Tipps zur Wundversorgung und Hinweisen, wann tierärztliche Hilfe notwendig ist.


1. Die Ruhe bewahren und das Tier sichern 😌🐶

Wenn Ihr Tier blutet, geraten viele Halter*innen instinktiv in Panik. Das ist verständlich, aber kontraproduktiv – denn Ihr Tier orientiert sich in stressigen Situationen stark an Ihrem Verhalten.

So bleiben Sie handlungsfähig:

  • Tief durchatmen und sich bewusst machen: Sie helfen Ihrem Tier am besten, wenn Sie ruhig bleiben.
  • Gefahrenquelle beseitigen, z. B. andere Tiere trennen, Auto sichern, Glas oder scharfe Gegenstände entfernen.
  • Tier sichern, damit es nicht flieht oder sich weiter verletzt.
    • Hund: Kurz anleinen oder in einen geschützten Raum bringen.
    • Katze: In eine Box oder mit einem Handtuch fixieren (Achtung: möglichst sanft, aber bestimmt).
  • Verletzte Tiere können beißen – auch sonst friedliche Tiere. Im Zweifelsfall Maulschlinge (bei Hunden) verwenden.

2. Die Blutung einschätzen 🔍🩸

Nicht jede Blutung ist ein Notfall, aber manche können in kürzester Zeit lebensgefährlich werden. Daher ist es wichtig, die Blutung richtig einzuschätzen.

Ganz leichte Blutung:

  • Kaum sichtbar oder nur punktuell
  • Blutung stoppt innerhalb weniger Sekunden
  • Oft bei kleinen Kratzern, oberflächlichen Hautabschürfungen oder Insektenstichen
  • In der Regel keine weiteren Maßnahmen nötig außer ggf. Reinigung

Leichte Blutung:

  • Tröpfelnd
  • Geringe Menge
  • Wunde meist oberflächlich
  • Blutung stoppt nach kurzer Zeit durch leichten Druck

Mäßige Blutung:

  • Sichtbar fließend
  • Lässt sich mit Druck stillen
  • Tier zeigt Unruhe oder leichten Schock

Starke oder arterielle Blutung:

  • Pulsierend (arteriell)
  • Hohes Blutvolumen in kurzer Zeit
  • Tier wird apathisch, kalte Ohren/Pfoten

Wichtig: Starke Blutungen sind immer ein tiermedizinischer Notfall!


3. Sofortmaßnahmen: Erste Hilfe bei Blutungen 🚑

Je schneller Sie handeln, desto größer ist die Chance, die Blutung zu stoppen und Komplikationen zu verhindern.

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

1. Handschuhe anziehen (wenn verfügbar) 🧤

Zum Schutz vor Infektionen – für beide Seiten.

2. Direkten Druck ausüben

  • Sterile Kompresse, sauberes Tuch oder notfalls Kleidungsstück verwenden.
  • Direkt auf die Wunde drücken.
  • Mindestens 5–10 Minuten konstant halten.

3. Druckverband anlegen (bei Extremitäten)

  • Wunde mit Kompresse abdecken.
  • Mullbinde oder elastischen Verband straff, aber nicht abschnürend wickeln.
  • Verband fixieren (z. B. mit Tape oder Knoten).
  • Auf gute Durchblutung achten: Glied darf nicht kalt oder bläulich werden.

4. Kopf- oder Rumpfwunden

  • Kompresse auflegen und mit Hand festhalten.
  • Verband ggf. um Brust oder Kopf wickeln.

5. Tier beruhigen 🐕💗

Leise sprechen, sanft streicheln – vermeiden Sie hektische Bewegungen oder lautes Rufen.


4. Besondere Wunden und was zu tun ist 🧷

Je nach Art der Verletzung unterscheiden sich die Erste-Hilfe-Maßnahmen leicht. Hier die häufigsten Fälle:

Schnittwunden (z. B. durch Glas, Metall)

  • Häufig an Pfotenballen
  • Gründlich reinigen (sterile Kochsalzlösung, lauwarmes Wasser)
  • Druckverband anlegen
  • Tierarzt aufsuchen: Infektionsrisiko!

Bisswunden

  • Auch kleine Löcher können tiefe Verletzungen verbergen
  • Starkes Infektionsrisiko durch Bakterien
  • Kein Druckverband (wenn nicht stark blutend)
  • Leicht reinigen und sofort zum Tierarzt

Nagelabriss / Krallenverletzungen

  • Stark blutend, aber meist nicht lebensgefährlich
  • Blutung mit Druck stillen
  • Verband möglich
  • Tierarzt zur Nachsorge konsultieren

Risswunden / Platzwunden

  • Unregelmäßige Wundränder
  • Oft bei Unfällen oder durch Zäune
  • Druckverband, vorsichtige Reinigung
  • Ggf. chirurgische Versorgung notwendig

Blutungen aus Maul, Nase oder After

  • Keine sichtbare äußere Verletzung?
  • Hinweis auf innere Verletzungen möglich
  • Tierarztbesuch dringend notwendig

5. Anzeichen für einen Schock ⚠️

Starke Blutungen können zu einem Schockzustand führen – ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem der Kreislauf versagt.

Symptome:

  • Blasses Zahnfleisch (weißlich statt rosa)
  • Kalte Ohren oder Pfoten
  • Flacher, schneller Puls
  • Apathie oder Bewusstlosigkeit
  • Hecheln oder Unruhe

Erste Hilfe bei Schock:

  • Tier warmhalten (Decke oder Jacke)
  • Kopf flach halten (nicht überstrecken)
  • Sofort Tierarzt kontaktieren

6. Wann Sie zum Tierarzt müssen – und wie Sie transportieren 🚗🏥

Sofortige tierärztliche Hilfe ist nötig, wenn:

  • Blutung trotz Druckverband nicht stoppt
  • Wunde stark verschmutzt, tief oder klaffend ist
  • Bissverletzungen oder innere Blutungen vermutet werden
  • Das Tier Symptome eines Schocks zeigt
  • Das Tier stark lahmt oder nicht mehr aufstehen kann

Sicherer Transport zum Tierarzt:

  • Kleine Tiere (Katze, kleiner Hund): In Transportbox mit Handtuch auslegen, damit das Tier ruhig liegt.
  • Große Hunde: Auf eine Decke oder ein Handtuch legen und gemeinsam tragen.
  • Verletztes Tier möglichst wenig bewegen.
  • Vorher beim Tierarzt oder in der Klinik anrufen – so kann dort vorbereitet werden.

7. Was gehört in eine tierische Hausapotheke? 🧰

Eine gute Vorbereitung kann in Notfällen entscheidend sein. Diese Dinge sollten in keinem Haushalt mit Tier fehlen:

Grundausstattung:

  • Sterile Kompressen und Mullbinden
  • Elastische Binden
  • Pflastertape
  • Desinfektionsmittel (tierverträglich, z. B. Octenisept®)
  • Schere mit abgerundeten Spitzen
  • Pinzette
  • Handschuhe
  • Maulschlinge oder Maulkorb (für Hunde)
  • Taschenlampe
  • Einmal-Wärmedecke
  • Notfallnummern (Tierärzt*innen, Tierkliniken)

📝 Tipp: Üben Sie das Anlegen eines Druckverbands in ruhigen Zeiten – das gibt Sicherheit im Ernstfall.


8. Nachsorge und Wundheilung 🌿

Auch nach der Erstversorgung ist Aufmerksamkeit gefragt – die richtige Wundpflege fördert eine schnelle, komplikationsfreie Heilung.

Wundpflege zu Hause:

  • Verband regelmäßig kontrollieren (mind. 1× täglich)
  • Bei Anzeichen von Infektion (Rötung, Eiter, Geruch) sofort zum Tierarzt
  • Tier an Lecken oder Knabbern hindern (z. B. mit Halskragen)
  • Medikamentengabe (Antibiotika, Schmerzmittel) wie verordnet einhalten

9. Häufige Fehler vermeiden ❌

  • Keine menschlichen Medikamente verabreichen!
  • Wunde nicht mit Alkohol oder Jod reinigen – reizt Tierhaut stark
  • Nicht abwarten, wenn Blutung stark oder ungewöhnlich ist
  • Keine Watte verwenden – verklebt mit der Wunde
  • Verletztes Tier nicht unbeobachtet lassen

10. Fazit: Schnell handeln – und vorbereitet sein ✅

Wenn Ihr Tier verletzt ist und blutet, zählt jede Minute. Mit der richtigen Vorbereitung, einem klaren Kopf und den passenden Erste-Hilfe-Maßnahmen können Sie im Ernstfall Leben retten. Gleichzeitig gilt: Keine Erste Hilfe ersetzt die fachkundige Behandlung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt. Sehen Sie Ihre Maßnahmen immer als Überbrückung bis zur professionellen Versorgung.

Indem Sie sich mit dem Thema beschäftigen, Vorsorge treffen und im Notfall ruhig und überlegt handeln, geben Sie Ihrem Tier die bestmögliche Unterstützung – in einem Moment, in dem es Sie am dringendsten braucht.


Hinweis:
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine tierärztliche Beratung. Bei Unsicherheit oder schwerwiegenden Verletzungen suchen Sie bitte umgehend tierärztliche Hilfe auf.

Häufig gestellte Fragen

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Thema auf einen Blick.